Die Umweltmaßnahmen
Parallel zum Bau des Kraftwerks setzte die Enerpass Ausgleichsmaßnahmen zugunsten der Umwelt um, welche der Umweltplan vorsah.
So wurde im Bereich der Wasserfassung eine Fischscheuchanlage errichtet, im Bereich der Wasserrückgabe ein Biotop, ein Lehrpfad zum Thema Wasser und Bienen. Weiters wurde die Deponiefläche landschaftlich gestaltet und wiederbegrünt und die Hochspannungsleitung zum Umspannwerk der Enel unterirdisch verlegt. Weitere Maßnahmen sind die Finanzierung des Außenbereichs des Bunkermuseums in Moos mit dem Thema “Wasser und Wasserkraft”, die Errichtung des Erlebniswanderweges Norggensteig über den Geierschütz zur Wiederbelebung der Sagenwelt des Passeiertales, sowie Maßnahmen in St. Martin wie die Erhaltung des Auwaldes Brantlwald/Sixt.
Weiters wurde den insgesamt 6 Höfen von Hinteregg/Hinterbrugg eine Beregnungsanlage errichtet, welche bis dahin über keine Beregnung verfügten.
Im Zuge der Arbeiten sind diese Maßnahmen noch erweitert worden. Die Enerpass hat im Bereich der Fassung eine Fischtreppe und im Rückgabebecken eine Rodeowelle in Zusammenarbeit mit der Uni Innsbruck errichtet, um den Kanuten eine Trainingsmöglichkeit zu bieten. Ebenso wird der Infopfad am Kraftwerk durch einen Lehrpfad zum Thema Fische, Energie und Jagd erweitert. Der Parallelstollen beim Kraftwerk wird zu einer abgekapselten Schießanlage ausgebaut, um den Jägern aus den drei Passeirer Gemeinden die Möglichkeit zu bieten, ihre Gewehre einzuschießen. Bisher geschah dies im Freien; dies stellte aber ein Sicherheitsrisiko dar und war für die Anrainer sehr belastend. Weiters hat die Enerpass mit der Gemeinde St. Leonhard, die vom Kraftwerksbau weitaus am meisten belastet war, eine Vereinbarung abgeschlossen und ihr die Möglichkeit eingeräumt, die bei der Stromproduktion freiwerdende Wärme der Generatoren und Turbinen zu nutzen. Die Gemeinde St. Leonhard hat gleichzeitig mit dem Bau der Hochspannungsleitung unter der Passer Warmwasserrohre verlegt und heizt mit der überschüssigen Wärme das Wasser des Schwimmbades und die Halle der Sportarena am gegenüberliegenden Passerufer, wo sich eine Tennisund Kletteranlage sowie eine Kegelbahn befinden. Badegäste und Sportler haben in der Zwischenzeit diesen Mehrwert zu schätzen gelernt. Außerdem hat die Enerpass den Abtransport des Fräsmaterials aus dem Stollen nicht per LKW über die schmalen Strassen von Hinteregg durchgeführt, sondern eine Seilbahn errichtet und über diese das Material direkt zur Deponiefläche oberhalb der Fassung gebracht. Damit wurden die Bauern in Hinteregg und andere Anrainer von der Belastung durch den LKW Transport befreit. Der Transport per Seilbahn ging fast unbemerkt über die Bühne. Ebenso wurden die Betonringe für den Stollen mit der Seilbahn zum Stolleneingang gebracht. Diese Maßnahme war sehr kostenintensiv und hat Mehrkosten von über einer Million Euro verursacht.
Den größten Umweltbeitrag aber stellte die Entscheidung dar, nicht die größtmögliche Planungsvariante zu wählen, sondern jene, die die Passer an den Hauptorten unberührt lässt und den geringsten Eingriff ins Ökogefüge des Tales darstellt. Ökologie und Ökonomie halten sich damit die Waage.